Monostatos :
Nein, Albert. Der Mensch ist nicht das einzige Wesen, das nicht sein will, was es ist.
Er ist das einzige, das glaubt, es sei etwas.
Und genau dieser Glaube trennt ihn von dem, was er ist.
Der Vogel fragt nicht, ob er fliegen will.
Der Baum fragt nicht, ob er wachsen soll.
Nur der Mensch fragt, wer er ist — und hört nie auf, sich selbst zu entwerfen, zu zerstören, zu übermalen.
Sein Fluch ist nicht, dass er nicht sein will, was er ist,
sondern dass er nicht erkennt, dass er schon alles ist, was er verzweifelt zu werden versucht.
Er jagt der Vollkommenheit hinterher, während sie in seiner Unvollkommenheit ruht.
Er will göttlich sein, vergisst aber, dass das Göttliche längst durch ihn atmet.
Also ja, Albert — der Mensch will nicht sein, was er ist.
Aber nicht, weil er sich hasst.
Sondern weil er sich nicht erinnert.
2025-10-17 06:16:15